„Frühsommer
an der kroatischen Küste“
Das
nasskalte Winterwetter bei uns im Südschwarzwald wollte auch im Mai nicht
weichen und erweckte die Sehnsucht nach Wärme, Sonne, Meer und guten
südländischem Essen.
Kroatien kam da wie gerufen, da dieses Land als eines der ersten (wenn auch
unter Vorlage eines Tests) wieder Touristen einreisen ließ.
Wie kommt
man nach Kroatien? Mit dem Zug tagsüber ist es sehr umständlich durch
Österreich zu fahren (FFP2-Maske und mehrmals umsteigen mit dem Rad war nicht so mein Ding). FlixBus
nimmt keine Räder mit und ist auch umständlich mit mehrmaligem Umsteigen.
Zürich ist von uns eine gute Stunde mit dem Auto entfernt, und von da aus fährt
ein Nachtzug bis Zagreb, der jedoch keine Fahrradmitnahme anbietet. Also entschied ich mich zum ersten Mal, eine
Reise mit meinem Faltrad anzugehen (Falträder kann man in allen Zügen
mitnehmen).
Das 26-Zoll
Dahon Faltrad habe ich vor einiger Zeit über Ebay gebraucht gekauft und mit
neuer Schaltung versehen. Es diente mir bis jetzt als Alltagsrad und auch manchmal
für Tagesausflüge mit eventuellen Zugfahrten. Um den Faltvorgang nicht zu
behindern, musste ich auf Gepäcktaschen vorne verzichten. Stattdessen kamen zwei kleine Gabeltaschen (Trailmulti) von Vaude dran.
Die Mitnahme
von Faltrad und Gepäck war damit im Nachtzug nach Zagreb kein Problem.
An der
Grenze von Slowenien nach Kroatien bei Senkovec wurden die Insassen im Zug noch
einmal streng kontrolliert, und man musste einen gültigen Test vorlegen. Danach
war nicht mehr viel von den „Pandemie-Maßnahmen“ zu spüren.
Selbstverständlich gelten auch ähnliche Maßnahmen wie bei uns wie z.B. Masken
in Läden; auch Kellner oder Buspersonal etc. müssen Masken tragen, jedoch ist
die Stimmung relaxter. Wer sich schützen möchte, trägt Maske und wer nicht, trägt
keine - es herrscht keine belehrende und kontrollierende Blogwartmentalität, was das Reisen in
Kroatien angenehm und das Land sehr sympathisch macht.
Der Nachtzug
nach Zagreb kam pünktlich an. Erst hat es mich etwas verunsichert, wie klein
der dortige Bahnhof ist. Züge spielen in
Kroatien keine dominante Rolle; hier reist man vornehmlich mit dem Bus.
Der Weg zum
Busbahnhof ist nicht weit, jedoch etwas beschwerlich, wenn gerade ein Gewitter mit
massivem Schlagregen niedergeht, was das
Radeln dann doch etwas behindert. Deshalb konnte ich nicht wie geplant Zagreb erkunden.
Weitere vier
Stunden dauerte die Fahrt mit dem Bus von Zagreb nach Split. Aus dem Bus heraus
bekam ich schon die ersten Eindrücke der Landschaft, die gebietsweise sehr karg
und bergig ist. In Split versuchte ich mich erstmal zu akklimatisieren. Nach
dem nasskalten Winter und einem ebensolchen Frühjahr war ich die hohen
Temperaturen einfach nicht mehr gewohnt.
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Märkte, auf denen man sich ganz ungezwungen bewegen konnte |
Split, die
zweitgrößte Stadt Kroatiens, hat einen sehr schönen Altstadtkern. Besonders erfreut
hat mich, dass auf den Märkten ganz „normales“ Leben herrscht.
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wunderschöner historischer Altstadtkern in Split |
In der Altstadt von Split gibt es viele historische Gebäude, die zum Teil aus der Antike stammen. Gerade morgens, wenn es noch nicht so heiß ist, kann man das wunderbare Flair der alten Gebäude und gleichzeitig das Leben auf den Märkten genießen.
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ganz normales Leben auf Splits Straßen |
Von Split aus ging es mit der Fähre nach Stari Grad auf der Insel Hvar. Die Straßen auf Hvar gingen rauf und runter, und ich merkte, dass meine Kondition sehr schlecht war, und die Hitze mir zu schaffen machte.
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Die Überfahrt mit der Fähre z.B. Split-Hvar kostet 6,40€ und fürs Rad nochmal das selbe. |
Auf halber Strecke auf der Insel war ich schon so erledigt, dass ich die nächstbeste Pension ansteuerte, die sich dann auch noch als Glücksgriff herausstellte. Geführt wurde die „Pension Jakov“ von einem sehr netten Rentnerehepaar, das auch einige Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Es ging dort sehr familiär zu, und ich wurde von Hausgästen an ihren Tisch eingeladen. So wurde der Abend sehr gesellig.
Am nächsten Tag beschloss ich, den Aufenthalt um einen Tag zu verlängern.
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Von ganz lieben Wirtsleuten geführte Pension Jakov, direkt am Meer |
Nach dem Erholungstag ging es weiter in Richtung Dubrovnik, zunächst über die Halbinsel Peljesac, dann an der Küste entlang bis Dubrovnik. In Dubrovnik hatte ich ein bisschen Pech mit der Unterkunft, die an und für sich sehr schön und gut ausgestattet war, aber etwas abseits an einem Steilhang lag. Man war also völlig erledigt, wenn man diese Ferienwohnung von der Stadt aus (teilweise über Treppenpassagen) erreicht hat.
Die Altstadt war natürlich bombastisch, aber auch touristisch überlaufen. Besonders beeindruckend war die gewaltige Stadtmauer, welche den Altstadtkern umschließt.
Nicht nur Split und Dubrovnik verfügen über einen schönen Altstadtkern; es gibt da auch die vielen kleineren Orte (wie z.B. Trogir,Stone, Sibenik oder Zadar) mit herrlichen historischen Gebäuden, wo man schön flanieren und in einer Konoba (einfache Gaststube) gut und auch preiswert essen kann. Das Essen in Kroatien ist nicht so fleischlastig wie man vielleicht denkt, denn man kann auf gute Fischgerichte ausweichen.
Von Dubrovnik aus bin ich wieder mit dem Bus nach Split gefahren, und dann ging es mit dem Rad an der Küste entlang bis Rijeka. Überwiegend fuhr ich dabei auf der Route "Eurovelo 8", die teilweise ausgeschildert war, aber manchmal auch über trostlose Schotterstraßen führte. Das Radfahren in Kroatien gewinnt an Einfluss und vielerorts gibt es auch schon lokal ausgeschilderte Radrouten für Tagestouren.
Die Inseln in Nord-Dalmatien wurden landschaftlich gesehen immer karger, und die Temperaturen bis zur Mittagszeit immer heißer. Das Radfahren wurde mir schon ab zehn Uhr morgens zu beschwerlich, so dass ich in Rijeka angekommen beschloss, den Heimweg anzutreten. Ich betrachte diese doch relativ kurze Tour als Erfahrungstour und werde Kroatien sicherlich im Herbst oder Frühjahr weiter mit dem Rad erkunden.
Für mich wichtige Erkenntnisse:
- Kroatien ist ein den Touristen sehr wohl gesonnenes
Land - man fühlt sich willkommen. Viele Kroaten der älteren Generation sprechen
ein paar Worte Deutsch. Die Jüngeren sprechen als Fremdsprache meist englisch.
- Was das Essen betrifft, so kann man, sofern man
sich nicht in den touristischen Hochburgen befindet, recht günstig essen. Es
lohnt sich absolut nicht, abends (bei brütender Hitze) auf dem Campingplatz noch
den Kocher auszupacken und selbst etwas zu kochen. Kochgeschirr bleibt beim
nächsten Mal zuhause!
- Bei der Planung meiner Reise habe ich mich für
die Übernachtungen ausschließlich auf das Ansteuern von Zeltplätzen
konzentriert. Abends bei brütender Hitze noch das Zelt aufzubauen, ist nicht
prickelnd. Übernachtungsmöglichkeiten findet man an der Küste an jeder Ecke, besonders wenn man nicht zur Hauptsaison unterwegs ist. Auf der nächsten Reise werde ich
auf das Zelt zwar nicht verzichten, aber auch hier die Ausrüstung aufs Nötigste reduzieren.
- Es gibt Monate, in denen es fürs Radfahren zu heiß ist. Im Frühjahr empfehle ich schon Mitte Mai zu starten, so dass man schon Ende Juni in kühlere Regionen ausweichen kann. Ich denke, ab Mitte September bis Ende Oktober gibt es noch ein zweites Zeitfenster, währenddessen man in Kroatien mit dem Fahrrad unterwegs sein kann.
· An der Küste wie auch auf den Inseln gibt es
knackige Anstiege, und da sollte unnötiges Gewicht vermieden werden.
Die nächste Kroatien-Tour wird zunächst etwas mehr im Hinterland stattfinden. Zum Schluss werde ich dann noch die Halbinsel Istrien erkunden und abschließend vielleicht noch einen Abstecher nach Slowenien machen.
Hallo Hajo,
AntwortenLöschenvelen Dank für deinen Bericht. Da wir uns jetzt auch zwei Dahon MTX 26er geholt haben mit dem Ansatz Dalmatien zu erobern, interessiert mich, wie du so mit dem Rad klar gekommen bist. Vielleicht könntest du mir dazu etwas schreiben?
Danke vorab und viele Grůße
Heinz auf geraderaus.com
... und ob das Bike beim Nightjet eingepackt, bzw. als Sperrgepäck deklariert werden musste? Hattest du ein eigenes Abteil?
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