2014 Skandinavien-Tour Teil 2



Radtour-Beschreibung von der Halbinsel Nordkinn (Nordnorwegen)
bis Husum (Schleswig-Holstein Deutschland)


 Fortsetzung  vom Teil 1

 Link zu Strecke: Mehamn bis Tana bru

Nachdem wir beim Ausflug nach Gamvik mit dem Leuchtturm „Slettnesfyr“ unseren nördlichsten Punkt erreicht hatten, fuhren Chris und ich wieder zurück zu unseren Zelten in  Mehamn für eine weitere Übernachtung und schöpften Kraft für die lange Rückreise. Als ich in der Nacht so gegen ein Uhr aufwachte konnte ich nochmal das Farbenspiel der nach Mitternachtssonne im Hafen von Mehamn genießen.






Wir starteten sehr früh, da der nächste erreichbare Zeltplatz 120 km entfernt ist und uns eine sehr hügelige Strecke erwartete. Zuerst ging es in Mehamn vorbei an den Stockfisch Trocknungs-Plätzen. Im Frühjahr wird hier der gefangene Dorsch zum Trocknen aufgehängt und mit Netzen  vor den Vögeln (Möwen) abgesichert. Die ganze Gegend roch nach Fisch.





Gleich nach dem Verlassen der Ortschaft bzw. der Küste wurde die Landschaft karg und teilweise schneebedeckt. Die Spuren des letzten Winters waren sogar Anfang Juli noch nicht weg. Wir fuhren durch eine mit Stein- und Schneefeldern bedeckte Karstlandschaft.






Wie überall im Norden sind die kahlen Felsen an ihren Kuppen abgerundet. Wäre da nicht der blaue Himmel gewesen, hätte man den Eindruck haben können, dass man sich in einem schwarz/weiß Bild bewegt. Es fehlte einfach die grüne Farbe der Pflanzen. Es ist unbegreiflich, dass hier im Norden Menschen leben. Der Grund, warum sich hier in der Küstenregion Menschen niederließen, war der der Fischfang. Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts verlor der Fischfang mit kleinen Booten immer mehr an Bedeutung; die Folge davon war, dass immer weniger Menschen in diesen Breitengraden leben.




Landschaftlich gesehen waren die ersten 50 km auf der Nordkinn-Halbinsel ganz besonders beeindruckend. Wir fuhren zu Anfang durch Schneefelder, wo noch Spuren des letzten Winters zu sehen und zu spüren waren (kalter Wind auf den Hügeln), und schon nach 50 km veränderte sich die Landschaft, und die ersten Frühlingsboten (wie die kleinen Flechten-Blumen Bild unten) waren zu erkennen.



Die Schneereste wurden immer weniger. Die ersten Anzeichen der Sommerzeit sind die Rentiere, die wegen der im Landesinneren herrschenden Mückenplage an die Küstenregion ziehen und sogar gerne auf den Schneefeldern verweilen, weil sie dort von den Mücken weniger geplagt werden.



Nach 40 km verließen wir den für mich aus landschaftlichen Gesichtspunkten sehr beeindruckenden  Landschaftsteil der Nordkinnhalbinsel. Wir überquerten eine schmale Landzunge (ca. 500 m breit) zwischen dem Hopsfjord und Eidsfjord. Gäbe es die Landzunge nicht, dann wäre Nordkinn nicht eine Halbinsel, sondern eine Insel. Nach dem Verlassen der Halb-Insel wird die Landschaft schon etwas grüner und man meint, man käme jahreszeitlich in den Vor-Frühling.





Nach weiteren 80 km erreichten wir die Siedlung Ifjord (Northern Sami: Igjavvuodna) - drei Häuser und eine Tankstelle mit einem ziemlich heruntergekommenen Campingplatz. Nach dem wir gegessen hatten, zogen wir uns ziemlich bald erschöpft in unsere Zelte zurück, da am nächsten Tag nochmals  ein sehr langes Teilstück bis Tana bru anstand.

Link zur Strecke: Tana Bru - Neiden Fjellstue

Am nächsten Tag abends trennten sich die Wege von Chris und mir. Chris besuchte eine Samifamilie,  und mein Weg führte entlang des Varangerfjorden in Richtung der finnischen Grenze. Leider schlug das Wetter um, und die Fahrt am Varangerfjord wurde zu einer der schwersten Tagesstouren im Hohen Norden.



Entlang der Küste blies mir ein kalter böiger Nordoststurm aus der Barentssee direkt entgegen. Hier habe ich zum ersten Mal die echten Witterungs-Bedingungen des  hohen Nordens zu spüren bekommen. 
Der Wind war so stark, dass ich bei leichten Anhöhen das Fahrrad schieben musste. Natürlich gab es hier keine Möglichkeiten, mich in einem Cafe oder einer Raststätte zu erholen. So versuchte ich, mir  hinter einem etwas windgeschützten Felsen eine Suppe zu kochen. In Neiden nahe an der Finnischen Grenze musste ich erst mal einen zweitägigen Zwischenstopp einlegen, um mich von den Strapazen zu regenerieren. Ursprünglich wollte ich noch einen Abstecher (40 km) nach Kirkenes machen, aber ich hatte die Nase voll von dem unangenehmen Wetter und wollte nur noch Richtung Süden in wärmere Gefilde kommen.  In den zwei Tagen  auf dem Campingplatz in Neiden war es weiterhin kalt undregnerisch. Ich war froh, mich in einem kleinen Zeltplatzrestaurant aufhalten zu dürfen. Hier  habe ich mir dann auch das Viertelfinalspiel der Fußball WM: Deutschland gegen Frankreich anschauen können (mitten in einer Gruppe Franzosen, die dann sehr ruhig wurden).


Link zur Strecke: Neidens - Hietajoen Leirintä am Inarisee

Bei anhaltend schlechtem Wetter startete ich auf der E75 in Richtung finnischer Grenze.  Unspektakulär (keine Grenzposten, nur Hinweisschilder) war die Grenzüberschreitung von Norwegen nach Finnland.





Gleich hinter der Grenze stand ein Schild, welches auf die Renntierzucht hinwies.
Rentiere  begleiteten mich immer im hohen Norden (ab Polarkreis) und natürlich auch in Nordfinnland. Die Rens sind relativ zahm und sie sind ständig je nach Jahreszeit auf Wanderung. Ab Frühsommer wandert die Herde in Richtung Norden, ab Herbst in Richtung Süden. Diesen Herdenbewegungen folgen die Sami Familien. Früher gab es nur Familienverbände, die sich um die Herden kümmerten. Heute sind weniger eigenständige Familien sondern mehr große Kooperativen,  die auch über modernes Gerät wie Schneescooter, Helikopter und auch über feste Unterkünfte verfügen.
Die Rens verhalten sich etwas dümmlich  und sind mehr an Autos gewöhnt als an Fahrradfahrer. So liefen manchmal die Rens mehrere hundert Meter vor mir her, bis ihnen endlich einfiel, sie könnten auch nach rechts oder links ausweichen.





Nur zweimal bot sich mir die Gelegenheit, Elche in der freien Natur zu sehen. Als ich jedoch die Kamera gezückt hatte, waren sie leider schon wieder verschwunden.




Je  näher ich zum Inarisee kam, umso mehr gab es dafür lästiges Kleingetier. Erst waren es die Mücken, dann gesellten sich auch Bremsen hinzu, welche besonders eklig waren, da sie locker durch meine Funktionskleidung durchstechen konnten. Bei Erreichen des Inarisees wurde das Wetter auf Sommer umgeschaltet mit Temperaturen bis zu 30° C,  und damit wurden auch die kleinen Plagegeister immer aktiver. Das Anhalten für Pausen musste jetzt mit Bedacht geschehen, da die Bremsen sich in Gebüsch und Sträuchern aufhielten. Ich konnte wählen: Schatten an den Büschen - dann stürzte sich das Kleingetier auf mich oder Pause mitten auf einer Freifläche -  dann brannte die Sonne mir Löcher ins Hirn.
 


Link zu Streckenführung: Hietajoen Leirintä - Ukonjärven Lemakylä

 Am Sonntag, den 6. Juli erreichte ich den Inarisee; hier wollte ich mich mit Gerhard treffen. Gerhard ist mit dem Fahrrad übers Baltikum, Helsinki und quer durch Finnland bis an den Inarisee gefahren. Wir waren vor und während der Reise in Kontakt und wollten uns für die gemeinsame Rückreise am Inarisee treffen.
Unsere Reisepläne waren so abgestimmt, dass wir uns in der Woche 7. Juli bis 11. Juli treffen wollten. Leider kam Gerhard viel schneller voran, so dass er eine Woche zu früh am Inarisee war. Und da das Wetter bei seiner Ankunft total kalt und mies war, hat er sich dann gleich wieder auf den Rückweg gemacht. Dadurch fuhren wir zeitversetzt nahezu die gleiche Strecke zurück mit einem Abstand von acht Tagen. Das war recht Schade, da der Streckenabschnitt in Finnland sich doch als sehr eintönig erwies (Wälder, Seen, Wälder, Seen und so weiter…).




In dem Ort Inari angekommen, besuchte ich das Siida–Sámi-Museum und Naturzentrum. Der sehr moderne Museumsneubau beherbergt Sammlungen von Werkzeugen für Jagd und Fischerei der Sami.  Medial wird die Geschichte der sámischen Bevölkerung sehr gut dargestellt. Der Ausstellung angeschlossen ist noch ein Freilichtmuseum, wo die Lebensformen der Sami in ihren verschiedenartigen Behausungen dargestellt werden. Das Zentrum stellt nicht nur die Vergangenheit der Sami dar, sondern befasst sich auch mit den neuzeitlichen Umweltproblemen, denen das Volk der Samen ausgesetzt ist. So gehen z.B. die schwedischen Bergbaukonzerne rücksichtslos gegen die Natur und damit auch gegen die Sami Bevölkerung vor, indem sie Land vereinnahmen, ausbeuten und durch die massiven Eingriffe in die Natur das sehr empfindliche Ökosystem in Nord-Skandinavien gefährden.
So findet man im Siida-Sami-Museum an verschiedenen Stellen auch Beispiele für den zaghaften Widerstand der Bevölkerung gegen die schleichende Zerstörung ihres empfindlichen Lebensraums.






Auf den Kleidern sowie auch auf der Flagge der Sami findet man immer eine spezielle Farben- Kombination.

Auch in der seit dem 15. August 1986 geltenden Flagge der Samen  haben die Farben und Symbole Bedeutung. Der  Kreis in der Flagge symbolisiert die Rahmentrommel, wie sie im Schamanismus und der Musik der Sámi verwendet wird. Der Kreis soll Sonne und Mond darstellen. Die Farben Rot, Grün, Gelb und Blau sind die Farben der traditionellen samischen Tracht und symbolisieren verschiedene Elemente in ihrem Leben. Rot steht für die Wärme und das Licht spendende Feuer sowie für die Liebe, Grün steht für die Natur mit ihrer Pflanzenwelt, welche entscheidend zum Überleben beiträgt. Gelb repräsentiert die Sonne, die für Langlebigkeit steht, und Blau steht für das lebensnotwendige Wasser.


Am Südlichen Ende des Inarisees in der Nähe von  Ivalo habe ich mir (schon vorher geplant) einen sehr netten Kleinen Zeltplatz (Holiday Village Ukonjäri) ausgesucht. Die Besitzerinn Ritta-Lisa Takkinen spricht sehr gut Deutsch, und an diesen Platz habe ich mir auch ein Päckchen von Zuhause nachschicken lassen.





In unmittelbarer Nähe des Zeltplatzes gibt es auf einer Anhöhe ein weiteres kleines Museum und einen sehr schönen Aussichtspunkt. Kleiner Tipp: Die Anhöhe ist sehr steil zu befahren, also besser mit dem Rad ohne Gepäck hochfahren.




Am 9. Juli starte ich sehr früh morgens in Richtung Süden auf der Nationalstraße 4 (E75) mi dem Ziel Vuotso, wo ich eventuell übernachten wollte. Da der Tag sehr heiß werden sollte, hatte ich mir den Wassersack im Rucksack gut mit Wasser (2,5 Liter) gefüllt und meine Trinkflaschen am Rad auch voll, was sich später als sehr gut erwies. Um halb sieben in der Früh war ich auf der Spur. Nach 10 km erreichte ich Ivalo, eine Ortschaft, die sich noch im Morgenschlaf befand. So gegen 10 Uhr wachten die Bremsen auf und wurden meine ständige lästige Begleitung. Anhalten für Pausen war nicht mehr möglich, weil sich, sobald ich zum Stehen kam, Hunderte von Bremsen auf mich stürzten. Während der Fahrt war es auszuhalten, da die Bremsen zwar sehr schnell fliegen können, jedoch Probleme haben, während der Fahrt zu landen. So trieben mich die Viecher vor sich her, und ich erreichte Vuotso gegen Mittag. Vuotso machte den Eindruck einer trostlosen Westernstadt; ich beschloss so schnell wie möglich weiterzufahren. Außerhalb von Vuotso erwarteten mich wieder bei großer Hitze die Bremsen und scheuchten mich weiter, bis ich spät am Nachmittag in Sodankylä landete. An diesem Tag legte ich meine längste Tagesetappe (172 km dank der Bremsen) hin. Nach der Strapaze musste ich mich erst mal zwei Tage auf dem sehr schönen und recht günstigen Zeltplatz von Sodankylä erholen. Ansonsten ist der Ort nicht spektakulär außer der alten Kirche, welche 1689 erbaut wurde und zu den ältesten Kirchen in Finnland zählt.

Link zu Strecke: Ivalo Inari - Vuotson
Link zu Strecke: Vuotson - Sodankylä




Nach den zwei Tagen Erholung ging es weiter nach dem 130 km entfernten Rovaniemi, wo ich wieder den Polarkreis - diesmal in südlicher Richtung - überquerte.
Einen kleinen Besuch beim Weihnachtsmann gönnte ich mir auch noch. Man möge es mir verzeihen, dass ich hier kurz den Kommerz erlegen bin.





In Rovaniemi gab es ein lautstarkes Musikfestival, deshalb wollte ich mich dort nicht lange aufhalten. Von Rovaniemi folgte ich dem Fluss Kemijoki (mit 550 Kilometern der längste Fluss Finnlands; er fließt durch den finnischen Teil Lapplands und mündet in die Ostsee) bis Ossauskoki.

Link zu Strecke: Sodankylä - Rovaniemi

Ab hier wollte ich in einer direkten Linie nach Simo fahren, habe mich, was die Streckenführung betrifft, aber ziemlich verfranzt und bin im Wald auf einer endlosen (50km) Schotterstraße gelandet. Kein Mensch fuhr auf dieser Straße, nur ich und diverse Bremsen, die mich plagten. In Simo habe ich wieder einen schönen Naturzeltplatz an der Flussmündung des  Simojoki Flusses gefunden.

Link zu Strecke: Rovaniemi - Simo



Am 13. Juli erreichte ich die Nordspitze des bottnischen Meeres.

Link zur Strecke: Simo - Pyhäjoki
Link zur Strecke: Pyhäjoki - Kokkola Camping
Link zur Strecke: Kokkola - Vaasa Camping
Link zu Vaasa - Harrström Camping
Link zu Strecke: Harrström - Merikarvia Mericamping (hier ist auch Kristinestad zu finden)
Link zur Strecke: Merikavia - Rauma Camping
Link zur Strecke: Rauma - Mussalo Camping


Es folgten zehn Tagesetappen entlang der finnischen Küste bis Kustavi, um dann auf die Ålandinseln überzusetzen. Die Orte an der finnischen Küste waren sehr unterschiedlich; da gab es nichtssagende Orte mit nur einem Einkaufscenter und sonst nichts. Ein Ort an der finnischen Küste fiel mir besonders positiv auf - das war Kristinestad/Kristiinankaupunki. Zunächst sollte man wissen, dass es in Finnland Regionen an der Küste gibt, wo Schwedisch gesprochen wird. Eines dieser Gebiete ist um Kristinestad herum. Hier sieht es auch sehr schwedisch aus, was die Häuser betrifft. Kristinestad mit seinen alten Holzhäuschen mit den schönen Fenstern hat mir ganz besonders gut gefallen.






Ab Kustavi verließ ich das Finnische Festland und setzte mit der Fähre zur ersten Insel (Pieskeri) über, von da aus nach Brändo, der ersten Inselgruppe, deren einzelnen Inseln mit Brücken und Dämmen verbunden sind. Ich fuhr diese Inselgruppe in Richtung Süden durch bis zur Schiffsanlegestelle der Fährlinie „Nora Linjen“.
Hier war erst mal vier Stunden Warten in der heißen Mittagshitze angesagt, bis die nächste Fähre kam.


Link zur Strecke: Mussalo Mariehamn




Leider habe ich mich der Abfahrtszeit vertan und musste dann statt zwei Stunden vier Stunden in der heißen Sonne  warten bis die Fähre 19:30 ablegte. Ankunft in Vardö  war um 22 Uhr. Zu solch später Stunde noch einen Übernachtungsplatz zu finden, war etwas stressig, und dabei habe ich erstmals realisiert, dass es abends wieder schneller dunkel wird. Am nächsten Tag ging die Reise weiter Richtung Mariehamn, der Inselhauptstadt. Auf diesem Streckenabschnitt waren einige Sehenswürdigkeiten wie die Festungsanlage Bormasund,  das Freilichtmuseum Karlsgarden oder das Schloss Kastelholm zu besichtigen.




Die Hauptstadt Mariehamn hat eine nette kleine Einkaufsmeile mit  gemütlichen Straßen-Cafés.



Mit der Fähre ging es von Mariehamn direkt nach Stockholm. Die Fähre war hauptsächlich von Schweden belegt, die einen Zweitagesausflug unternehmen, um mal richtig mit reichlich Alkohol zu feiern. Die meisten Passagiere gehen in Mariehamn gar nicht von Bord, sondern  trinken munter weiter, bis die Fähre wieder in Richtung Stockholm startet. Das bedeutet, dass die schwedischen Jungs und Mädels schon am Morgen recht angeheitert waren. Bis zum Mittag bei Ankunft in Stockholm war ein Großteil der Passagiere ziemlich besoffen.
 



Ansonsten ging die Fahrt durch ein wunderschönes Schärengebiet, und ich kann mir vorstellen, dass die Schiffsroute genau eingehalten werden muss, damit die Fähre nicht auf einen Felsen aufläuft.


Die Ankunft in Stockholm war generalstabsmäßig geplant. Die angeheiterten schwedischen Passagiere wurden in Busse verfrachtet, welche dann die jeweiligen Heimatorte ansteuerten.



Stockholm zeigte sich wettermäßig von der besten Seite bei einer Hitzewelle von über 30° C.


Ich hatte zwei Tage Aufenthalt für Stockholm vorgesehen, und das heißt, ich konnte mir nur einige Sehenswürdigkeiten ansehen. Dazu gehörte erst mal die Altstadt, und die hat sich bei einer schönen Abendsonne wunderbar ansehen lassen. Also, der erste Ausflug ging erst mal nach „Gammla stan“ mit den berühmten Gebäuden wie das Königliche Schloss, die Deutsche Kirche und die Storkyrkan (in der am 19. Juni 2010 Kronprinzessin Victoria und Daniel Westling heirateten). Besonders reizvoll fand ich es, durch die engen Gassen mit den vielen in Erdfarben gestrichenen alten Giebelhäusern und über die kleinen Plätze mit ihren Cafés, Restaurants und Boutiquen zu schlendern. Schön war auch die Stimmung am Abend mit den Heißluftballons am Himmel.





Am Abend, auf dem Rückweg zu meinem Hostel durfte ich noch eine besondere Show erleben. In meiner Straße fand am Abend ein Oldtimertreffen statt.



Am nächsten Tag besuchte ich noch die Halbinsel Djurgarden (eine Insel bzw. ein Parkgebiet im Osten von Stockholm mit Museen) und dem Schloss Rosendal; dies ist wohl einer der schönsten und ruhigsten Orte in Stockholm. Die Gartenlandschaft auf Djurgarden mit den Gärtnereien, den Cafés  und den schönen Wiesen, Bäumen und den Kanälen nutzen die Familien für Ausflüge.  





Nach zwei Tagen Ruhe und Sightseeing  in Stockholm startete ich am 28. Juli in Richtung Göteborg. Hierzu musste ich Südschweden von Ost nach West durchqueren. Der erste Anlaufpunkt war Mariefred mit Schloss Gripsholm wunderschön am See Mälaren gelegen.
 



Weiter ging meine Route entlang des Vätternsee in Richtung Westen. Das Wetter war immer noch super, und abends gab es wunderschöne Lichtspiele mit der untergehenden Sonne.








Nach dem Vättersee führte meine Route etwas in die nördliche Richtung, weil ich in Vårgårda einen ehemaligen Geschäftpartner und Freund treffen wollte. Da er gerade einen Fallschirmkurs unterrichtete, beschränkte sich dieser Besuch nur auf ein gemeinsames Mittagessen. Das Wetter schwenkte jetzt um, es wurde regnerischer und ich sah zu, dass ich nach dem Essen in Richtung Göteburg aufbrach.



Göteborg war irgendwie im Einkauffieber und die City war sehr belebt im Gegensatz zu dem Stadteil Haga. Hier konnte man in der verkehrsberuhigten Zone einen gemütlichen Kaffee genießen.



Am 5. August setzte ich mit der Fähre von Göteburg über nach Frederikshavn auf Jütland Dänemark.
Auf dem Zeltplatz etwas nördlich gelegen von Frederikshavn traf ich Thomas mit Familie. Ihn kannte ich vom Forumstreffen in Berlin - es war ein unglaublicher Zufall ohne Absprache und Planung.




Von Frederikshavn aus machte ich eine Tagestour an den nördlichsten Punkt von Jütland (Skagen). Am Strand von Skagen gibt es eine Stelle am Strand, wo Nordsee und Ostsee aufeinandertreffen. Diesen Punkt musste ich mir natürlich anschauen. Durch das Aufeinandertreffen der beiden Meere sind die Strömungen unberechenbar und gefährlich, deshalb ist an diesem Abschnitt auch das Baden verboten. An den Nord- und Weststränden findet man immer wieder Bunkerruinen aus dem dritten Reich.



Am 7. August startetet ich in Richtung Nord-Westküste und erreichte einen kleinen Zeltplatz in  Lønstrup. Dieser Ort verfügt über keinen eigenen Hafen, deshalb werden hier die Fischerboote wie vor hundert Jahren immer noch auf den Strand gezogen. Die hiesige Westküste wird von den starken Meeresströmungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Diese Küstenregion verliert unablässig Land an das Meer. Eine Attraktion ist der Leuchtturm Rubjerg Knude der in einer Sanddüne langsam im Meer versinkt. Aus dem kleinen Fischerdörfchen Lønstrup hat sich ein Touristenanlaufpunkt entwickelt mit vielen Boutiquen, Restaurants und verschiedensten Kunstanbietern, welche in netten Galerien ihre Waren ausstellen. Im Wetterbericht wurde ein Sturm vorhergesagt, und ich versuchte eine feste Unterkunft zu bekommen. Der nette Campingplatzbesitzer bot mir einen Campingwagen an. Über Nacht wurde jedoch der Sturm so stark, dass er das Vorzelt meines Campingwagens eindrückte, und ich nochmal in eine andere Hütte umziehen musste.



Bei sehr wechselhaftem und stürmischem Wetter ging meine Reise weiter an der Westküste entlang in Richtung Süden bis nach  Stenbjerg. Hier besuchte ich entfernte Verwandte. Mit Børge machte ich einen abenteuerlichen Sparziergang am Strand bei einem heftigen Gewitter. Mir war es etwas unheimlich, mich bei den vielen Donnern und Blitzen im Freien aufzuhalten.





Nach zwei Tagen Erholung in einer festen Unterkunft ging meine Tour weiter an der Westküste entlang in Richtung Süden. Leider machte mir ein stark böiger Südwestwind das Radeln sehr schwer. Durch Windböen wurde ich immer wieder in die Fahrbahnmitte reingedrückt. Ich konnte gar nicht mehr so viel von der Landschaft genießen.



 In den folgenden vier Tagen kämpfte gegen den Wind an und beendete dann meine Tour in Husum. Ab Husum ging es mit Zug und Fernreisebus in Richtung Heimat. Nach 83 Tagen Nordlandreise war ich froh und glücklich wieder daheim im Südschwarzwald zu sein.



Resümee



Schweden,
ein landschaftlich sehr abwechslungsreiches Land. In Südschweden erinnert die Landschaft mit den kleineren Dörfern, Hügeln und den Wiesen etwas an Deutschland. Was unterschiedlich ist, sind die unendlich vielen Seen und die Holzhäuschen, welche in ihrer typischen ochsenblutroten (manchmal auch hellblauen) Farbe wunderschön anzusehen sind. In Mittel- und Nordschweden dominieren die ausgedehnten Waldflächen. Hier ist es mit dem Rad schon mühseliger, und ich tat gut daran, ein Teilstück mit der Traditionsbahn (Inlandsbahnen) zu fahren. Den Norden Schwedens habe ich als unangenehm nasskalt erlebt. Grundsätzlich ist Schweden nicht so das Radfahrland; das drückt sich z.B. in der nicht möglichen Fahrradmitnahme in den staatlichen Zügen aus - dort ist die Mitnahme grundsätzlich nicht gestattet.
In Schweden hat mir das Einkaufen von Lebensmitteln große Probleme bereitet, da es nur noch Großmärkte gibt und dort die Lebensmittel nur in Großpackungen erhältlich sind. So konnte ich keinen klein abgepackten Käse finden, außer Bavaria Blue, den es dort in der gewohnten Größe gab. Schön war die in Südschweden vorhandenen kleinen Kaffeehäuser. Hier zahlt man einen Pauschalpreis für einen Becher Kaffee, welchen man wieder nachfüllen kann. Hier gab es auch die berühmten Zimtschnecken (Kanelbullar), welche ich immer wieder probieren musste.


Norwegen
erlebte ich bei dieser Tour nur ab Narvik nördlich. Es ist faszinierend, wie die Menschen entlang der Küste leben. Einige Kilometer im Landesinneren gibt es schon keine Menschenseele. Norwegen ist für uns ein sehr teures Land. Essengehen oder Übernachten im Hotel sollte man möglichst selten vornehmen, sonst ist der Geldbeutel schnell am Ende. Entlang der Küste mit dem Rad zu fahren ist sehr kräftezehrend, da man von Fjord zu Fjord immer über 200 bis 300 Meter hohe Hügel fahren muss, und das geht auf die Dauer in die Beine. Dennoch war Nord-Norwegen landschaftlich gesehen ein absolutes Highlight, und ich hatte das Glück, einen Großteil bei klarem, sonnigen Wetter zu fahren.


Finnland ist im nördlichen und mittleren Teil geprägt durch die Wälder- und Seenlandschaft. Das Radfahren durch diese Gegenden wird dann irgendwann sehr eintönig und langweilig. Das einzige, was mich getrieben hat, waren die Schwärme von aggressiven Bremsen. Die Mücken waren weit weniger da als ich erwartet hatte.

Dänemark, Jütland Die Landschaft an der Westküste ist interessant, und es gibt nette Orte und Inseln an der Westküste. Dieser Abschnitt war jedoch bei meiner Tour durch das schlechte Wetter geprägt, und so konnte ich die Landschaft nicht so richtig genießen.


Welches von diesen Ländern würde ich bei einer folgenden Tour wieder bereisen? Interessant wäre es zum einen Südschweden, Mittel- und Südnorwegen und eventuell die Ostküste von Jütland.

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